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Afrika Erfahren, Namibia, Tok-Tokkie-Wanderung, Zu Fuß durch die Wüste

Wir hatten zuvor schon einige Wander-Safaris unternommen, aber die Namibia Tok-Tokkie-Wanderung sollte eine ganz besondere Erfahrung werden. Man wandert zwar auch von einer Basisstation los um dann zu kleinen, abgelegenen Camps jenseits von aller Zivilisation zu gelangen, wie das bei anderen mehrtägigen Buschwanderungen üblich ist. Aber das Außergewöhnliche an dieser ist, dass man nicht in Zelten übernachtet, sondern unter freiem Himmel schläft, aber mit Komfort. Denn für jeden Gast steht ein Feldbett mit Matratze und in wasserfestem Zeltstoff eingenähter Bettdecke parat. Ein kleiner Fußabtreter davor, damit man den Sand möglichst nicht mit ins Bett nimmt, ein Hocker daneben, um das Gepäck abzustellen und eine faltbare „Waschschüssel“ vor Kopf. Und wenn „es sein muss“, ist eine Toilette ein paar Meter hinter dem kleinen Hügel.

Nachts

Auch wenn diese Ausstattung für den ein oder anderen sehr spärlich erscheint, schläft man dafür doch im größten Schlafzimmer der Welt. Weit und breit nur Sand, Dünen, Gras und ein paar karge Büsche. Über uns dieser unendliche Sternenhimmel, wie man ihn nur dort bei der klaren, trockenen Luft ohne störendes Streulicht genießen kann. Kurz nach dem Zu-Bett-Gehen ging der Mond auf, so dass sein Licht den Anblick des Sternenhimmels überstrahlte. Fast hätte man ein Buch lesen können, so hell war es. Und da wir bei diesem zauberhaften, magischen Licht so gut über Sand und Dünen bis an die Berge im Hintergrund schauen konnten, wollten wir gar nicht damit aufhören. An Schlaf war erst mal nicht zu denken. Und außerdem immer diese Neugierde: was passiert denn nachts in der Wüste? Schaut vielleicht ein Oryx oder ein Springbock vorbei? Was verpassen wir, wenn wir jetzt einschlafen?

Am beeindrucktesten war die Stille. Nichts bewegte sich, kein Windhauch, kein Blätterrascheln, keine Vogelstimmen. Einfach Nichts! Und es wurde wirklich kalt. Wie oft hat man diesen Satz schon gehört, dass es in der Wüste nachts kalt wird

Afrika Erfahren, Namibia, Tok-Tokkie-Wanderung, Schlafen unter Sternenhimmel

Jetzt waren wir mittendrin und haben es selbst erlebt. Nicht dass wir unter der dicken Decke gefroren hätten. Die ist wirklich ausreichend und wir hatten sogar eine Wärmflasche hineingelegt bekommen. Aber wir waren im namibischen Winter, im Juli unterwegs, und das Thermometer zeigte am frühen Morgen, kurz vor Sonnenaufgang 3 Grad an. Und auf der Oberfläche unserer kuschelig warmen Decken lag tatsächlich ein Hauch von Raureif. Und dann dieser Sonnenaufgang! Erst das zarte blass-rosa am Horizont, dann immer mehr zu gelb-orange übergehend, bis die Sonne selbst über die entfernten Bergspitzen emporstieg. Und sie war noch nicht mal ganz rund zu sehen, schon konnte man nicht mehr

Kaffee wird ans Bett gebracht

Afrika Erfahren, Namibia, Tok-Tokkie-Wanderung, Frühstück im Sand

Wenn wir nicht schon wach gewesen wären, hätte uns der Koch mit seinem „Knock-knock“ Ruf an der imaginären Zimmertüre geweckt. Er hatte zwei dampfende Tassen Kaffee dabei, die uns das Aufstehen und das Verlassen der warmen Bettdecke erleichterten. Kurz darauf kam er nochmal mit einem Eimer heißen Wasser, dass er in die bereitstehende „Waschschüssel“ füllte. Für eine kurze Morgenwäsche reicht das allemal. Dann schnell in die kalten Klamotten und auf zum bereitstehenden Frühstück. Welch ein großartiger Anblick. Wie schon am Vorabend zum Abendessen steht der gedeckte Tisch im Sand ein paar Meter abseits der Buschküche. Frisches Brot, Müsli, Orangensaft, alles ist bereit. Und dazu der Blick in die Ferne, einfach unglaublich.

Aber die Tour besticht nicht nur durch die besondere Unterbringung. Man wandert 2 ½ Tage durch das NamibRand Nature Reserve. Ohne Wege, ohne Markierungen und ohne irgendeinen Hinweis auf Zivilisation. Kein Haus, kein Auto, kein Strommasten. Soweit das Auge reicht, einfach nur reine Natur, wie wir das in Europa gar nicht mehr kennen. Wie sich unser Guide dabei orientiert, wissen wir nicht. Aber wir vertrauen darauf, dass er die Tour schon oft genug gemacht haben wird, um uns sicher von Camp zu Camp zu  bringen. Unser Gepäck müssen wir dabei nicht selbst tragen, sondern es wird – für uns unsichtbar- zum nächsten Camp gebracht. Lediglich einen Tagesrucksack mit Fotoapparat, ein paar Knabbereien  und eine Flasche Wasser haben wir bei uns.

Beobachtungen unterwegs

Wir lernen viel in diesen Tagen. Aber andere Dinge, als man das auf den meisten anderen geführten Safari-Touren in den großen Naturparks erlebt. Hier geht es nicht um Löwen oder Elefanten, denn die „Big Five“ gibt es hier nicht. Es geht mehr um die kleinen, sonst oft übersehenen Details.

Die verschiedenen Heuschrecken, Geckos und Chamäleons, die Blumen, die wir in dieser Zahl in der Wüste nicht erwartet haben, und die Spuren, die man früh morgens wie die Zeitung lesen kann. Wer war heute Nacht hier, mit wem und was haben sie gemacht? Und wir haben die „Little-Five“ kennengelernt. Die kleinen Tiere, die nur ihren Namen von den großen entliehen haben. Und natürlich sehen wir auch die Tok-Tokkie Käfer, die der Tour ihren Namen geben. Kleine flinke Käfer, die sich durch Klopfen (Tok-Tok) verständigen. Sie erhalten ihr Trinkwasser auf ganz besondere Art, indem sie den morgendlichen Nebel an ihrem Körper kondensieren lassen und danach aufsaugen.

Mittagspause

In der Mittagszeit wird eine ausgiebige Pause im Schatten eines großen Baums gemacht und die vom Guide mitgebrachten Snacks verzehrt. Und da sich dort verschiedene Webervögel eingenistet haben, gibt es auch hier wieder viel zu beobachten. Nach der Rast geht es weiter durch die herrliche Landschaft, wobei die Strecke kürzer ist als am Vormittag. Wir kommen noch deutlich vor Sonnenuntergang zum zweiten Camp und haben Zeit für eine ordentliche Dusche. Die Wassertemperatur kann man sich beim Koch bestellen, von warm über hot bis very hot, und er bringt dann das Wasser zur Eimerdusche. Unter freiem Himmel ist das einfach fantastisch. Am Abend gibt es wieder ein leckeres Drei-Gänge Menu.

Afrika Erfahren, Namibia, Tok-Tokkie-Wanderung, Dusche unter freiem Himmel

Und dann kuscheln wir uns wieder in unsere Decken. Der Mond gibt uns einige Minuten mehr Zeit, um die Sterne zu genießen, bevor wir seelig einschlafen. Die Angst etwas zu verpassen ist in der zweiten Nacht nicht mehr ganz so groß. Und die Wanderung von 6-7 Stunden an frischer Luft hat uns auch müde gemacht. Am nächsten Morgen steht die letzte Etappe an. Nach dem Frühstück mit wiederum großartigem Ausblick laufen wir nochmal ca. 2 Stunden zurück bis zur Ausgangsstation. Hier kehren wir in die Zivilisation zurück und unser Auto wird uns ein paar Kilometer weiter zu unserer nächsten Unterkunft in Wolwedans bringen. In unseren Augen ist in Namibia die Tok-Tokkie-Wanderung eine großartige Erfahrung, die wir nur jedem empfehlen können.